Andrin. Jugendliche sind politfaul, heisst es landauf landab. Aber stimmt das auch? Während ich früher keinen Pfifferling auf die Politik gegeben habe, hat sich das schon ziemlich geändert, seit ich mit der Vollendung meines 18. Lebensjahr meine Rechte an der Urne wahrnehmen kann. Mitbestimmen ist wohl mein Ding – was für ein Glück also, dass wir in einem demokratischen Land leben.
Politik ist nach wie vor nicht meine grösste Leidenschaft, und ich könnte auch nicht behaupten, voll den Durchblick zu haben. Aber ich informiere mich darüber und gebe meine Stimme ab. Ob sie jetzt entscheidend ist oder nicht, spielt dabei keine so wichtige Rolle – so eine Chance müssen wir einfach nutzen. Und besonders wichtig ist es, dass junge Leute dazu motiviert werden, darüber nachzudenken und auch mitbestimmen wollen. Denn dann wird unsere Stimme entscheidend. Wir sollen denken, hinterfragen und unsere Meinung kundtun, denn schliesslich sind wir die Zukunft!
Was ich aber ganz und gar nicht verstehen kann, ist das Konzept von Politikern und Parteien. Wie kann es sein, dass wir und unsere Meinungen genau in eine Schachtel passen sollen, wie kann es wünschenswert sein, die eigenen Ansichten einer Gruppierung von Leuten anpassen? Bei solchen parteiischen Diskussionen stehen Aussagen gegen Aussagen, angebliche Fakten, die von den Parteien aber immer nur nach in ihrem eigenen Interessen ausgelegt und interpretiert werden. Sie reden sich das ein, was sie und ihre Partei hören wollen. Es gibt einen Parteikampf und nicht eine sachliche Abstimmungsdebatte über ein eigentliches Problem. Schöne Worte werden aufgetischt, um sich selber ins richtige Licht zu rücken. Dies, um seine Meinung, oder eben vor allem jene seiner Partei „gerecht“ zu vertreten, ohne sie jedoch wirklich kritisch und persönlich zu hinterfragen. Mir scheint es, als ob sie manchmal ein bisschen am Ziel vorbei- oder darüber hinaus schiessen würden. Wir können uns glücklich schätzen in einer Demokratie zu leben, aber wenn man gelegentlich daran denkt, über was für Probleme wir teilweise diskutieren, und was für Probleme es eigentlich auf unserer Welt gibt, dann erscheint dies doch sehr bizarr. Kein Wunder vergeht da dem einen oder anderen Jugendlichen, der nicht in eine Schublade passen will, schon einmal die Lust am Politgeschehen.
Das ist fatal, denn vor allem wir Jugendlichen sollten lernen zu denken und uns eigenständig eine Meinung zu bilden, für unser Land, aber auch für unsere Welt. Denn wir sind nur eine Stecknadel im Heuhaufen – ohne ein Miteinander, bei dem sich alle beteiligen, ist die einzelne Stimme nichts wert.
Das sollten wir immer im Kopf behalten, wenn wir uns auf ein Problem stürzen. Es ist wahr, wir können nicht die ganze Welt plötzlich verändern, aber wenn wir für die Schweiz entscheiden, sollten wir auch an andere Länder und die Folgen unserer Entscheidungen für sie denken. Also, liebe Mitjugendliche, erweitert euren Kopf und beginnt weit und gross zu denken und vergesst dabei das Handeln nicht, denn: l’état, c’est nous! Der Staat sind wir und er beginnt mit dir.