Alles ist ruhig. Es wird Kaffee geschlürft und Daten werden in den Computer eingegeben. Dann gehen plötzlich die Alarmglocken los. Der Puls einer Patientin im Seniorenalter ist zu ruhig. Dann gibt es gar keinen Pulsschlag mehr. Sofort rennen wir los. Was wir wohl im Zimmer vorfinden?
IMC- Die Überwachungsstation im Spital und mein Schnupperort für den heutigen Morgen. Als erstes bekomme ich die Uniform. Stolz laufe ich dann durch die Gänge zurück auf die Station. Ein paar Kunden der Flury Stiftung sind schon da, sie wissen nicht, dass ich nur am schnuppern bin, was sie wohl in mir sehen? Eine Praktikantin? Vollausgebildete FG?
Auf der Station ist nicht viel los. Es gibt zwei Patienten. Eine Seniorin, die schon über vier Monate zu Gast ist und auf einen Spezialisten fürs Herz wartet. Der andere Patient ist Australier und hat neben seiner Blutgefässverstopfung auch noch einen positiven Covid-19 Test. Somit ist er in Isolation und sein Zimmer darf nur mit Schutzkleidung betreten werden.
Die beiden Damen auf der IMC sind diplomierte Pflegefachfrauen und erzählen mir begeistert von ihrem Beruf. Als Pflegefachfrau gibt es fast unendlich viele Weiterbildungsmöglichkeiten, denn bei sehr vielen medizinischen Ausbildung startet man in der Pflege und bildet sich später weiter aus.
Meine Mentorin arbeitet schon seit drei Jahren bei der Flury Stiftung, also seit sie ihre Lehre als FG abgeschlossen hat. Sie möchte sich nächstes Jahr zur Anästhesiepflege weiterbilden lassen. Das Besondere daran ist, dass sie diese Weiterbildung in Schiers versucht, als allererste Auszubildende in diesem Bereich. Als Tipp gab sie mir: Nach der FMS direkt den Bachelor als Pflegefachfrau machen. Das Einzige, was sie an dieser Arbeit stört, aber gleichzeitig ein grosser Vorteil ist, ist die Schichtarbeit. Toll daran, man hat auch unter der Woche mal frei, aber man muss auch an Feiertagen oder in der Nacht arbeiten. Die einen sehen das als Nachteil die anderen, wie die ältere der beiden Frauen als Vorteil. Sie arbeitet schon bald zwanzig Jahre als Pflegefachfrau und kann sich keinen anderen Beruf vorstellen. Auch das Teilzeitarbeiten findet sie super, so hat man mehr Zeit für die Kinder und Familie. Als Pflegefachfrau kann man also gut Familie und Job kombinieren. Also ich finde das unglaublich und habe grossen Respekt vor den Beiden.
Meine Mentorin erklärt mir gerade, wie die Programme am Computer funktionieren als plötzlich die Alarmglocken losgehen. Der Puls der Seniorin ist zu ruhig und schlussendlich ganz verschwunden. Sofort rennen wir los.
Grosse Erleichterung folgt. Die Patientin hat bloss ihr Pulsoximeter (ein Gerät, dass den Puls misst. Ist am Finger angeschlossen.) ausgezogen, woraufhin das Gerät natürlich keinen Puls mehr erfassen konnte. Meine Mentorin stöhnt auf, anscheinend macht die Patientin das öfters und sorgt damit regelmässig für Herzklopfen unter dem Personal.
Gegen Ende meines Schnuppermorgens kommt die Frau des australischen Patienten. Mit FFP 2 Maske, gelben Überzügen, Handschuhen und Brille ausgestattet gehe ich mit meiner Mentorin ins Isolationszimmer. Der Patient ist fit und munter, er freut sich darauf endlich aus dem Spital rauszukommen.
Im Allgemeinen scheint die IMC recht interessant und sehr vielfältig zu sein, allerdings gibt es, wie überall, auch langweilige Aufgaben. Denn als der Covid-19 positive Patient weg war, musste das ganze Zimmer desinfiziert werden. Und natürlich muss auch jedes Detail dokumentiert und aufgeschrieben werden.
Diplomierte Pflegefachfrau, ein vielfältiger und spannender Beruf und keinesfalls so langweilig wie viele wegen Vorurteilen meinen.