Agrena. Am Samstag dem 26. Januar veranstalten die EMS zusammen mit dem Vorarlberger Landeskonservatorium einen Jugendmusikwettbewerb. 34 Teilnehmende zwischen 10 und 18 Jahren, unterteilt in drei Alterskategorien, kommen aus dem Vorarlberg und der Ostschweiz zusammen um zu musizieren. Pierina Däppen aus Trimmis ist eine von ihnen.
Musik ist eine Ausdrucksform von Emotionen, die jeder versteht.
Pierina Däppen
Und ein Tag voller Emotionen ist der 26. Januar. Er beginnt um halb zehn auf dem stillen Parkplatz der Evangelischen Mittelschule. Von dort geht es zügig zu den Einspielzimmern. Pierina packt ihre Geige aus und wird bereits mit einem Hindernis konfrontiert. Die A-Saite ist angerissen. Diese kann man zwar ohne weiteres auswechseln, allerdings braucht es immer einige Tage bis die Spannung eingespielt und dadurch der Ton richtig gestimmt ist. Unpraktisch wenn man in zwei Stunden einen Wettbewerb zu bestreiten hat. Pierina muss es riskieren, spielt die verbleibende Zeit ununterbrochen und dreht an den Wirbeln ihrer Geige. Ihre Nerven sind genauso gespannt wie die Saiten ihrer Violine als wir um 11:20 Uhr die Aula betreten. Sie spielt den 3. Satz des Violinkonzerts in D-Dur von Mozart und ein weiteres Stück, zart, schmelzend und fehlerfrei. Die Gesichter der Jury-Mitglieder, allesamt Dozenten an verschiedenen Konservatorien, zeigen keinerlei Regung. Nach 15 Minuten verlassen wir die Aula wieder, jetzt ist warten angesagt.
In der Zeit bis zum Jury-Gespräch erzählt mir Pierina, wie sie so weit gekommen ist. Die Schule unterstützt sie mit der Möglichkeit des Musikgymnasiums, was bedeutet, dass sie für Proben und Konzerte frei bekommt. Trotzdem ist es manchmal ziemlich stressig neben der Schule zwei Stunden täglich zu üben. Dennoch möchte sie Musik studieren und das verlangt Opfer und vor allem Zeit, sowohl jetzt als auch später. „Einfach nur Musik, statt immer nur nebenbei.“ Das ist ihr Traum. Aber bis dahin geht es noch eine Weile, jetzt ist erst mal die Jury dran. Wir warten im Gang vor den Besprechungsräumen. Um uns herum werden zaghafte Lächeln breit und Tränen vergossen. Schliesslich wird Pierina hereingerufen. Als sie fertig ist, ist sie verwirrt. Ob es gut war? „Keine Ahnung, er hat mal was gelobt und es dann wieder mit harter Kritik abgeschwächt.“ Ob sie ins Finale kommt weiss, sie immer noch nicht. Wir gehen erst mal mittagessen in der Mensa. Es gibt Reis mit Gulasch, lecker.
Die Ergebnisse werden ausgehängt und alle strömen zum Schwarzen Brett. Sie bringen in Pierinas Fall gute Nachrichten. Gemeinsam mit drei anderen aus ihrer Kategorie wird sie abends noch einmal vor der Jury antreten.
Um halb zwei ist wieder Nervosität und Adrenalin angesagt, dieses Mal aber nicht für Pierina sondern für die jüngste Kategorie von Musikern. Pierina hat die Aufgabe, die die Stücke der Bläser anzusagen. 10 bis 14- Jährige spielen Trompete, Querflöte, Oboe und Fagott wie die Profis. Eine schwierige Aufgabe für die Jury, ein akustischer Genuss für die Zuschauer.
18:15 Uhr, noch 15 Teilnehmer sind übrig. Stille senkt sich über die Aula und über die Stille legt sich die Musik. Man glaubt kaum, dass sie von dieser Welt kommt. Einer nach dem anderen tritt vor und einer nach dem anderen macht klar, dass das eine sehr knappe Entscheidung wird. Nach einer Stunde ertönt der mittlerweile fast schon vertraute Klang von Pierinas Geige. Die ehemals verstimmte Saite ist vergessen. Mozart, fast noch schöner als heute Morgen. Dann zieht sich die Jury zurück, über eine halbe Stunde lang beraten sie sich. Die Spannung im Saal steigt. Schliesslich die Entscheidung. In jeder Kategorie werden die ersten drei Plätze erkoren. Die Luft knistert beinahe, es werden Dankesworte ausgesprochen und dann: Pierina wird Dritte, einer der drei ersten Plätze geht an den Vorarlberger Paul Moosbrugger der mit seinem Klarinettenspiel nicht nur die Jury überzeugen konnte.
Nein, wer mittwochs um 19:15 in der Aula der EMS beim Preisträgerkonzert dabei ist, macht definitiv nichts falsch.