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Die Philippinen und der Klimawandel – ein Vortrag

Angela. Jeder Person, die in letzter Zeit im ersten Stock des Hauptgebäudes der EMS war, ist es aufgefallen: Ein grosses Plakat, auf dem das Gesicht einer Frau zu sehen ist. Wer genauer hinschaut, merkt, dass dieses Gesicht eigentlich aus vielen kleinen Menschen besteht. Unten ist noch zu lesen «Gemeinsam für eine starke Frau. Gemeinsam für eine gerechte Welt.». Doch was hat es damit auf sich?

Am vergangenen Mittwoch fand in der EMS eine Veranstaltung statt, an die zwei Mitarbeiterinnen der Organisation «Fastenopfer» eingeladen waren – eine davon kommt von den Philippinen und ist dort tätig. Geplant war, dass am Anfang die Mitarbeiterin aus den Philippinen ihr Land und dessen Probleme präsentieren sollen, anschliessend würde man nach einer Fragerunde zwei Workshops durchführen. Drei Klassen waren eingeladen. Anna-Regula Hofer, die diese Veranstaltung organisiert hatte, begann die Veranstaltung mit einer kleinen Einleitung zum Thema der Fastenzeit, die dazu da ist, dass man sich besinnt und mit anderen zusammenkommt.

Bembet Madrid, die Philippinin, die eingeladen war, informierte anschliessend die Anwesenden über die Situation in ihrem Land. Sie wies auf die Vielfalt des Landes hin – 110 ethnische Gruppierungen und neben den Christen und den Muslimen, die zusammen 95% der Bevölkerung ausmachen, gibt es viele weitere, kleinere Religionen, aber auch auf die hohe Betroffenheit des Landes bei Naturkatastrophen. So gibt es zum Beispiel auf den Philippinen jeden Tag ein kleines Erdbeben, etwa 28 Taifune pro Jahr, die je nach dem sehr zerstörerisch wirken, und 53 der 300 Vulkane sind aktiv. Durch den Klimawandel werden die Philippinen aber noch gefährdeter. Die globale Erwärmung führt zu einer Erhöhung des Risikos, das ein Taifun mit sich bringt, indem es die Windstärke stark erhöht. Die Philippinen stehen an dritter Stelle des «Global Risk Index» – ein Index, der die am meisten wegen dem Klimawandel gefährdeten Länder auflistet. Die Philippinen sind zusätzlich noch verwundbarer, weil es ein sehr armes Land ist, was die Möglichkeiten der Aufbauarbeiten einschränkt und dadurch ein Grossteil der Betroffenen nach einem Taifun obdachlos ist. Dies ist einer der Bereiche, in dem «Fastenopfer» ihnen hilft, nämlich indem die Organisation mit einheimischen Wissenschaftlern der ärmeren Schicht zeigt, wie sie ihre Häuser mit einheimischen Materialien sicher bauen können.

In den ärmsten Regionen werden zwei Schwerpunkte gesetzt: Man versucht, Hunger zu bekämpfen und Frauen zu stärken. Einer der Wege, den man einschlägt, um den Hunger zu bekämpfen, ist beispielsweise, den Bauern zu helfen, die Essensproduktion zu verbessern, und damit auch das Einkommen und die Ernährungssicherung erhöht. Hier verhilft man den Bauern zu Samen, an welche sie ansonsten nur schlecht kommen, da sie sehr überteuert sind. Es wird alles biologisch orientiert – die Bauern werden ausgebildet, in den Schulen wird das biologische Anbauen thematisiert und auf den Feldern wird dann auch so angebaut. Neben den Bauern werden auch die kleinen Fischer unterstützt und die Eingeborenenstämme. Diese Gruppierungen sind stark betroffen von den Minen, die überall aufgebaut werden. In diesen Minen wird die Arbeitskraft der Eingeborenen ausgenutzt und die Menschenrechte werden verletzt, indem man den Arbeitern Bildung und Gesundheit vorenthält. Die Eingeborenenstämme werden also durch Organisationen wie Fastenopfer unterstützt und deren Selbstbewusstsein als Menschen mit Recht auf Bildung und Gesundheit gestärkt. Das «Empowerment» von Frauen ist ebenfalls von grosser Relevanz. Eine Gesellschaft, in der die Frau weniger wert sei als der Mann, erlange keinen Fortschritt, so Bembet Madrid.

Sie erklärt weiter, dass «Fastenopfer» neben diesen beiden Schwerpunkten beispielsweise auch in der Katastrophenrisikoreduktion mitarbeitet. Es werden Notfallpläne ausgearbeitet, die dann den Einheimischen vorgestellt werden. Zusätzlich dazu dokumentiert die Organisation aussergerichtliche Tötungen (wenn die Regierung oder ein Individuum jemanden tötet, ohne gerichtliche Folgen ziehen zu müssen: in den Philippinen meistens wegen Drogen) und hilft Opfern bei der Heilung von Traumata.

Nach diesem Vortrag fand eine Fragerunde statt und, anders als man das gewöhnt ist, gab es sehr viele Fragen. So interessierten sich die Schüler beispielsweise für die Regierung und inwiefern diese demokratisch funktionierte, die Rolle der Kirche im Land selbst und wie genau man die Situation im Land weiterhin verbessern würde. Die Philippinen sind noch eine sehr junge Demokratie: Vor 35 Jahren hat sich die Bevölkerung aus einer Diktatur befreit, und seit damals hat jede Regierung schlechte und eigennützige Politik betrieben, was sich vor allem durch Korruption auszeichnet. Ausländische Firmen erhalten die Bewilligung zu Projekten, wobei etwa die Hälfte des investierten Geldes in die Taschen der Politiker fliesst. Einheimische Arbeiter werden kaum gefördert – womöglich einer der Gründe, weswegen so viele Arbeiter ins Ausland gehen. Diese Auswanderer, die dann ihr verdientes Geld nach Hause schicken, werden «Heroes» genannt – ohne sie wäre das Land vermutlich bereits kollabiert.

Die katholische Kirche hat in den Philippinen eine grosse Macht, was sich vor allem in den Fortpflanzungsrechten erkennen lässt. So ist neben der Abtreibung auch die Scheidung illegal und Ersteres wird mit einer Freiheitsstrafe von acht bis zehn Jahren bestraft. Falls ein Ehepaar sich doch illegal trennt, erhält die Frau keine finanzielle Unterstützung für ihre Kinder und verarmt dementsprechend häufig. Auch die Verwendung von Verhütungsmitteln wird als moralische Sünde betrachtet. Anhand dieser Gesetze sieht man klar, wie stark vor allem Frauen unter diesem kirchlichen Einfluss leiden – ihre Rolle als Ehefrau ist ganz klar festgelegt, sie haben eigentlich keine Wahl. Das versuchen Organisationen wie «Fastenopfer» zu verändern, auch, indem sie legale Bewegungen unterstützen, welche Veränderungen fordern.

«Fastenopfer» selbst finanziert sich hauptsächlich durch Spenden von privaten Leuten, aber auch durch die Spenden von Kirchen und Stiftungen. Bembet Madrid betont, dass «Fastenopfer» Einheimische unterstützt, anstatt einfach Leute einfliegen zu lassen, und dass so versucht wird, dem Land zu helfen, sich selbst aufzubauen. Der äusserst informative Vortrag endet ohne Workshop nach einer dreiviertelstündigen Fragerunde mit Applaus und einem kleinen Geschenk für die beiden Vortragenden.

Text: Angela
Lektoriert am 30.10.2019.

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