Tabea, 12.9.2020, ETH Zürich.
An einem Freitagnachmittag nach der Schule machte ich mich gemeinsam mit Riccarda H. (5a) auf den Weg nach Zürich, um am Samstag für 8 Stunden mathematische ETH-Luft zu schnuppern. Allerdings nicht in Form einer Führung oder eines Besuchstags. Nein: Wir waren dort, um Prüfungen zu schreiben.
In den letzten Jahren haben einige Klassen der EMS an einer Studie der ETH teilgenommen. Diese will ein neues Mathematik-Lehrmittel einführen. Im Rahmen einer bundesweiten Folgestudie erforscht eine Doktorandin der ETH den «Lerntransfer innerhalb der Mathematik und von der Mathematik in die Physik». Dazu wurden von diversen Gymnasien die besten MathematikschülerInnen ausgewählt, um für diese Folgestudie Prüfungen an der ETH zu schreiben.
Vor dem Gebäude wurden wir bereits erwartet und mit Desinfektionsmittel und einer Wegbeschreibung ausgestattet, damit wir uns in dem riesigen Gebäude auch ja nicht verlaufen konnten. Gemeinsam mit sieben SchülerInnen aus anderen Gymnasien fanden wir uns in einem grossen Klassenzimmer wieder.
Der erste Test führte uns ins Computer-Labor, in den untersten Stock. Jeder bekam eine eigene, schallgedämpfte Zelle zugeteilt, in der er oder sie die Tests an einem Computer schrieb. Der erste Test funktionierte wunderbar: Instruktion, Beispiele, Übungsbeispiele, Test. Der zweite auch. Anfangs. Nach der ersten Übungsaufgabe froren nacheinander alle Bildschirme ein. Uns wurde gesagt, dass wir Probleme mit dem Computer sofort melden sollten, aber wirklich damit gerechnet, dass etwas passiert, hat niemand. Nach und nach standen wir alle auf und lächelten uns hilflos an. Das Maske tragen war für alle noch neu, und mit der fehlenden Mimik fiel es allen noch schwerer, mit Fremden zu sprechen.
Der Tag musste etwas umgeplant werden und so schrieben wir dann doch am Morgen schon eine zweistündige Mathematikprüfung zum Thema Funktionen. Gleich nach der Mittagspause, die wir im Wildbienenparadies der ETH verbrachten, ging es weiter mit einem Mathematik-Speed-Test, ebenfalls im Computer-Labor. Nun klappte alles und im Anschluss daran konnte auch endlich der Test vom Morgen ohne grosse Zwischenfälle durchgeführt werden.
Was bleibt uns? Auch die heiligen Hallen der ETH sind nur ganz gewöhnliche Klassenzimmer. Zimmer, in denen Computer nicht funktionieren, in denen Fehler passieren und in denen Prüfungen geschrieben werden.